Erfolgsunternehmer, Autor, Speaker, Sportwissenschaftler und Taekwondo-Großmeister

einsamkeit mann steht alleine vor einem fenster in dunkelheit

Laute Stimmen gegen Einsamkeit! Ein Projekt der Social City Wien

Projektleiter Johannes Gorbach im Interview bei YU-Taekwondo.

In dieser Podcast-Folge interviewt YU-Taekwondo Projektmanager Stefan Hasenauer den leitenden Projektleiter der Social City Wien, Johannes Gorbach. 


Das Thema des heutigen Gesprächs ist soziale Isolation und Einsamkeit und die Social City Kampagne #LauteStimmenGegenEinsamkeit.


Stefan Hasenauer: Grüß dich, Johannes! Du bist Projektleiter bei Social City, einer Plattform für gesellschaftliche Innovation. Kannst du dich zu Beginn bei unseren Lesern vorstellen und sagen uns sagen was du so machst?

Johannes Gorbach: Hallo Stefan! Vielen Dank für die Einladung, ich freue mich sehr, dass wir heute beisammensitzen. Wie schon gesagt, bin ich Projektleiter bei der Social City Wien. Das ist eine Non-Profit Organisation und wir setzen das Projekt „Plattform gegen Einsamkeit“ gemeinsam mit dem Sozialministerium um.

Warum beschäftigen wir uns mit diesem Thema?

Während der Pandemie haben viele Leute erfahren wie es ist, wenn man von anderen isoliert ist und sich alleine fühlt. Das Problem der Einsamkeit ist aber kein neues Phänomen, sondern war schon vor der Pandemie etwas, das viele Menschen in Österreich und Europa betroffen hat.

Wir Menschen haben als soziale Wesen schon immer Einsamkeit erfahren, jedoch bekommt es gerade in unserer modernen Welt eine neue Dimension. Deswegen müssen wir als Gesellschaft darauf achten und dem entgegenwirken.

Stefan Hasenauer: Wer sind denn eure Projektpartner bzw. wie setzt ihr eure Projekte um?

Johannes Gorbach: Wir bringen in Wien und darüber hinaus unterschiedliche Gesellschaftsbereiche zusammen, z.B. aus der Stadtverwaltung, der Stadtpolitik, dem sozialen Sektor, dem Pflegesektor, der Zivilgesellschaft, Bildung, Sport, aus der Freiwilligenarbeit, etc. So kommen zu zukunftsorientieren Innovationsthemen unterschiedliche Menschen mit verschiedenen Perspektiven zusammen.

2018 hatten wir einen Innovations-Workshop bei dem wir nach Querschnittsthemen gesucht haben, welche viele unterschiedliche Bereiche unserer Gesellschaft betreffen. Dabei hat sich das Thema Einsamkeit und soziale Isolation als roter Faden, der sich durch so gut wie alle Gesellschaftsbereiche zieht, abgezeichnet.

Das Problem ist, dass man nur Teillösungen aus dem eigenen Bereich schaffen kann und, dass man stattdessen bereichsübergreiffend denken muss. Somit haben wir das Thema bei uns aufgenommen und bieten nun einen Rahmen für bereichs-übergreiffende Zusammenarbeit.

Das Thema Einsamkeit ist vor allem eine psychosoziale Herausforderung auf der individuellen Ebene und auf der gesellschaftlichen Ebene. Hier werden wir ganz stark von kompetenten Fachkräften unterstützt, sowie auch auf Bundesebene vom Sozialministerium.

Stefan Hasenauer: Wie würdest du Einsamkeit definieren?

Johannes Gorbach: Ich denke das Grundgefühl kennt jeder. Die wichtigste Unterscheidung, meiner Meinung nach, ist zwischen „alleine sein“ und „einsam sein“.


Alleine sein muss nicht unbedingt etwas Schlechtes sein. Es bedeutet einfach, dass keine anderen Menschen um dich herum sind. Oft ist man auch gerne alleine und sucht diesen Zustand aktiv, wenn man z.B. Abstand oder Ruhe braucht.

Davon unterscheiden wir die subjektive Erfahrung der Einsamkeit, bei der wir uns nicht mit anderen Menschen verbunden fühlen. Das kann bedeuten, dass wir alleine sind und uns einsam fühlen. Das nennen wir soziale Isolation. Es kann aber auch heißen, wir sind unter Menschen und haben womöglich viele soziale Kontakte und fühlen uns trotzdem einsam und empfinden diese Erfahrung als schmerzhaft. Das nennen wir Einsamkeit.

Der Unterschied lässt sich gut mit dem Unterschied zwischen Hungern und Fasten vergleichen. Von außen sieht beides gleich aus, jedoch ist Fasten freiwillig und Hungern nicht. Das eine ist sogar gut für deine Gesundheit, wobei das andere nicht selbst gewählt ist und Leid verursacht.

Stefan Hasenauer: Gibt es hierzu Zahlen, die zeigen wie viele Menschen das in betrifft in Österreich?

Johannes Gorbach: Die Messung von Einsamkeit ist leider gar nicht so einfach, weil Einsamkeit ein Tabuthema ist. Keiner gibt gerne offen zu, dass er oder sie einsam ist. Man hat das Bild, dass einsame Leute nicht wissen wie man Freundschaften schließt oder keine sozialen Fähigkeiten haben.

Natürlich versucht man hier trotzdem Messungen vorzunehmen. Lange Zeit gab es in Österreich keine Zahlen dazu, doch die Corona-Pandemie hat hier etwas nachgeholfen. Es gibt ein tolles Forschungsprojekt von der Uni Wien, das „Corona-Panel“, das seit der Pandemie in regelmäßigen Abständen repräsentative Umfragen macht. Da wird unter Anderem auch soziale Isolation und Einsamkeit abgefragt.

In den schlimmsten Phasen, also beim ersten und zweiten Lockdown haben rund 30% der Österreicher angegeben, dass sie sich einsam fühlen, und zwar mehr als einmal in der Woche. Oft ist man in Übergangsphasen anfälliger auf Einsamkeit, wie z.B. nach einem Umzug in eine neue Stadt, beim Übergang vom Studium in die Arbeitswelt, bei der Pensionierung oder nachdem eine Beziehung in die Brüche geht.

Stefan Hasenauer: Jetzt haben wir viel darüber gesprochen was Einsamkeit eigentlich bedeutet. Mich würde interessieren welche Lösungsmöglichkeiten es gibt bzw. was kann ich tun, wenn ich diese Einsamkeit in mir spüre?

Johannes Gorbach: Jeder und jede kann von Einsamkeit betroffen sein und somit kann auch jeder und jede etwas dagegen tun. Das ist die positive Kehrseite.

Da müssen wir zuerst unterschiedliche Ebenen ansprechen. Du hast gefragt was du tun kannst, wenn du Einsamkeit in dir spürst. Das ist die individuelle Ebene. Hier fragt man sich z.B. ob man die richtigen Freunde hat, warum dir deine Kontakte nicht das Gefühl geben geschätzt zu werden, usw. Vielleicht will man einfach auch seine bestehenden Bekanntschaften vertiefen. Es ist wichtig, dass man diese Sensibilität, sich selbst solche Fragen zu stellen, entwickelt. Das ist bei tabuisierten Themen nämlich schwieriger, da wir das Problem lieber ausblenden als hinzusehen. 

Das gilt natürlich auch auf der Gemeinde-/Community-Ebene, wo es um soziale Gruppen geht, wie Nachbarschaften, Ortschaften am Land, Grätzel in Wien, Vereine usw. Auch hier ist eine Präventivmaßnahme die Sensibilisierung auf andere Menschen. Gedanken, wie: „Der kommt nicht mehr so oft ins Training.“ Oder: „Der spricht eigentlich nie mit jemandem.“, sind erste Möglichkeiten, um Menschen die unter Einsamkeit leiden zu unterstützen.

Stefan Hasenauer: Du sprichst eigentlich sehr kleine Dinge an. Jemanden zu Fragen wie es ihm geht bzw. seinen Mitmenschen zu zeigen, dass man sich für sie interessiert, sodass das Gegenüber das Gefühl hat es ist nicht alleine.

Johannes Gorbach: Genau. Dieses Hinsehen auf sich selber und auf andere und zu fragen wie es uns geht in unseren Beziehungen ist eines der wichtigsten Dinge überhaupt.

Das Nächste, und natürlich der Grund warum ich heute hier bin, ist die gesellschaftliche Ebene. Wir bei Social City wollen zeigen, dass es in Ordnung ist über dieses Thema zu sprechen und, dass es viele Möglichkeiten gibt unserer Einsamkeit entgegenzuwirken.

Ich habe das selber phasenweise erlebt und mir schwer damit getan. Einsamkeit ist nichts wofür man sich schämen muss oder gar andere dafür stigmatisieren sollte. Ganz im Gegenteil, es ist etwas, dass uns verbindet, da wir als Menschen soziale Kontakte brauchen. Wir brauchen gute Beziehungen. Deswegen freue ich mich sehr, dass ihr mich zu diesem Interview eingeladen habt, denn das hilft uns dabei über dieses Thema offen zu sprechen.

Stefan Hasenauer: Du bist ja selber im Kampfsport tätig und trainierst Mixed Martial Arts. Mich würde interessieren wie du das Thema Einsamkeit mit dem Sport verbindest.

Johannes Gorbach: Als ich wegen meinem Studium nach Wien gezogen bin, war eines für mich sehr wichtig. Und zwar, dass ich eine neue Kampfsportfamilie finde.

Zugehörigkeit zu einer Gruppe mit einem gemeinsamen Interesse, wie Sport, ist ein effektiver Weg, um der Einsamkeit entgegenzuwirken. Ich wollte auch die Möglichkeit haben mich weiterzuentwickeln und mich mit Leuten zu treffen, die mich annehmen wie ich bin. Genau das kann Sport bzw. Bewegung in der Gruppe sehr gut leisten.

Das schöne an der Kampfkunst ist, dass sie uns einen Rahmen gibt sich mit sich selbst in Auseinandersetzung mit anderen zu beschäftigen. Das ist eine tolle Sache, weil es uns vor Isolation und Einsamkeit schützt, indem es uns einen Ort gibt wo wir anderen, mit gleichen Interessen, begegnen können. Auf der persönlichen Ebene lerne ich auch mit mir selber in Kontakt zu bleiben.

Stefan Hasenauer: Ein Meister von mir hat einmal gesagt, dass deine Kampfkunst wie ein Haus ist, dass du baust. Wenn du regelmäßig trainierst, hältst du dieses Haus instand. Sobald du dein Training vernachlässigst, fängt die Fassade an zu bröckeln und je mehr Zeit du verstreichen lässt, umso mehr wird dein Haus verkommen. Genauso scheint es bei der Einsamkeit und der Pflege von sozialen Kontakten zu sein. Man muss regelmäßig daran arbeiten. Gibt es eigentlich Unterschiede zwischen verschiedenen Altersgruppen? Sind ältere Menschen mehr betroffen von Einsamkeit? Kann man das überhaupt so verallgemeinern?

Johannes Gorbach: Das ist eine spannende Frage, denn es ist sehr schwer subjektive Erfahrungen zu vergleichen. Man kann nämlich von außen meistens nicht erkennen ob jemand einsam ist und leidet. Wir Menschen sind auch sehr gut darin unsere Gefühle nach außen zu verbergen.

Somit ist die Frage welche Altersgruppe mehr unter Einsamkeit leidet nicht wirklich zielführend, denn wie Vergleiche ich die Einsamkeit einer alleinerziehenden Mutter mit der einer älteren Person mit sehr wenigen Kontakten?

Es ist kein „entweder oder“ sondern ein „sowohl als auch“ Szenario. Die Annäherung über die vorhin erwähnten Risiko- bzw. Übergangsphasen finde ich da wesentlich besser. Wir können uns nämlich alle über diese menschliche Grunderfahrung in andere hineinversetzen.

Um nochmal auf die Frage zurückzukommen, es werden natürlich verschiedene Altersgruppen zu diesem Thema befragt. Das Interessante ist, dass sich bei einer Befragung von dem Corona-Panel herausgestellt hat, dass am meisten Betroffene junge Erwachsene sind, die besonders häufig angeben einsam zu sein. Das war vor allem der Fall in der Hochphase nach dem zweiten Lockdown.

Stefan Hasenauer: Bei uns im YU-Taekwondo ist es so, dass Kinder gemeinsam mit Erwachsenen trainieren. In diesem Umfeld gibt es Hierarchien und bestimmte Werte und Regeln an die sich alle halten. Glaubst du, dass diese Aspekte in unserer Gesellschaft abhandengekommen sind bzw. wo würde man so etwas noch finden?

Johannes Gorbach: Solche Begegnungsräume sind etwas ganz Entscheidendes und da gibt es so viele unterschiedliche Lösungsansätze bei Einsamkeit wie es unterschiedliche Betroffenheiten gibt.

Es gibt mit z.B. Nachbarschaftszentren und Jugendzentren genau solche tollen Begenungsräume. Beim Sport bzw. Kampfsport ist es auch sehr Interessant, weil ich als junger Mensch oft mit älteren Menschen zusammenkomme zu einem Thema das uns beiden am Herzen liegt, mit denen ich sonst nicht in Kontakt kommen würde. So etwas verspricht sehr viele Möglichkeiten mit diesem präventiven Charakter.

Bei Social City stellen wir uns also die Frage wie wir solche Räume schaffen können, wo Menschen sich aus verschiedenen Bereichen und Altersgruppen begegnen können.

Stefan Hasenauer: Wo kann ich mich, wenn ich mehr über dieses Thema wissen möchte, informieren?

Johannes Gorbach: Seit diesem Sommer ist unsere Web-Plattform online und kann unter der Adresse www.plattform-gegen-einsamkeit.at gefunden werden. Hier gibt es alle Wissensinhalte zu diesem Thema aus unserem großen Netzwerk. Einige haben wir ja heute schon besprochen.

Weiters, sammeln wir in ganz Österreich Angebote gegen Einsamkeit. D.h. Initiativen und Projekte aus dem Sozial- bzw. Zivilbereich, die es zum Ziel haben ebensolche Begenungsräume zu schaffen. Diese Angebote bereiten wir auf unserer Webseite auf und schaffen einen guten Überblick über die Möglichkeiten, die man hat. So können wir voneinander lernen und sehen was gut gegen Einsamkeit funktioniert und was man noch verbessern könnte.

Stefan Hasenauer: Möchtest du noch ein Schlussstatement bringen?

Johannes Gorbach: Ja, vielen Dank an euch und toll, dass ihr das auch mitbedenkt. Ihr schafft viele Kontakte durch eure Kampfkunst und ich glaube das ist ein guter Weg.

Stefan Hasenauer: Dann sage ich danke schön an den Johannes Gorbach und lasst uns zusammenhalten, denn wir sind alle eine Menschheitsfamilie. Danke für das Gespräch!

Johannes Gorbach: Danke!

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